Hätte der alte Wolf es geschafft,
sich in einen Silberrücken zu verwandeln,
als seine Zähne stumpf geworden waren,
und er das Rudel nicht mehr schützen konnte,
und den Jungen freundlich den Vortritt zu lassen,
ja sie zu ermutigen und ihnen vorsichtig,
Stück für Stück all seine Geschichten zu erzählen,
und sie so zurückhaltend alles Nötige zu lehren,
dann hätte der eine Junge Wolf sich
ihm nicht in den Weg stellen müssen,
als alle Beziehungen zum Rudel längst zerstört,
und er kein Führer, sondern nur noch Gefahr geworden war,
und er hätte den Alten nicht vertreiben müssen,
mit jungen frischen kraftvollen Zähnen,
dann hätte der alte Wolf nun nicht einsam in der Steppe
seine Wunden leckend den Mond anheulen,
und alleine auf den Tod warten müssen.
Aber er hatte es nicht geschafft,
sich in das zu verwandeln, was ihm affig vorgekommen war,
nachdem er so lange Jahre den Wolf hatte spielen müssen,
und obwohl er sich bewusst war, dass die Metamorphose
die einzige Chance gewesen wäre,
hatte er es nicht geschafft,
sie zu wollen.
Und so wartet er,
vertriebene Seele,
den Mond anheulend,
ein-sam
auf den
Tod.
Andreas Johannes
Schodterer 2002